Einsatzjahr 2020

Einsätze, Rettungsdienste und Tätigkeiten
Der Winter zum Jahresbeginn 2020 begann relativ ruhig mit einzelnen Einsätzen auf der Rauthhütte und im Gaistal. Wie bekannt wird der Loipenrettungsdienst ja leider nicht mehr von der Bergrettung Leutasch durchgeführt. Aus diesem Grund war auch der Einsatzwinter dementsprechend ruhig und so wurden letzte Bautätigkeiten für den neuen Boulderraum im Dachgeschoss des Gerätehauses fertiggestellt. Ein sicherer Aufstieg zum Boulderraum konnte in Zusammenarbeit mit der Schmiede- & Schlosserwerkstätte Lorenz Neuner errichtet werden. Dafür ein herzliches Vergelt´s Gott!
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, wurde im Laufe des Jahres die Einsatzapp „DIVERA“ zur Alarmierung der Einsatzmannschaft eingerichtet.
Der Winter endete so ruhig wie er begonnen hatte, auch aufgrund der Coronasituation, jedoch änderte sich dies schon im Mai 2020. Es begann ein einsatzreicher Sommer, erschwert durch die vielen Änderungen in der Einsatzabwicklung.
Bei über 25 Einsätzen zwischen Mai und Oktober mussten zahlreiche Wanderer und Mountainbiker bzw. E-Biker geborgen werden. Auffällig dabei waren die schweren Verletzungen von gestürzten Wanderern (zahlreiche Oberschenkelbrüche).
Aufgrund der derzeitigen Situation wurden von der Bergrettung Tirol Leitlinien zur Einsatz- und Übungsabwicklung erstellt. So mussten alle Einsätze mit Mund-Nasen-Schutz und speziellen Hygienerichtlinien abgearbeitet werden. Im speziellen Einsatzfall steht über die Bergrettung Tirol auch ein Covid-19 Team zur Verfügung.

Auszüge aus den Einsätzen:
Trotz der Ausgangsbeschränkungen und mehrfachen Warnungen keine Risikosportarten auszuüben, wurden wir während des Lockdowns im April zu einem gestürzten Mountainbiker alarmiert. Der im Bereich der Gaistalalm gestürzte Radfahrer mit teils schweren Verletzungen (u.a. amputiertem Ohr) wurde von der Bergrettung Leutasch mit allen zur Verfügung stehenden Hygienemaßnahmen versorgt. So musste die Einsatzmannschaft mit FFP2 Mund-Nasen-Schutz, doppelten Handschuhen und Desinfektionsmitteln ausrücken. Auch die Begleitperson des Mountainbikers wurde mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet. Der Verletzte konnte nur bedingt aufgrund der schweren Verletzung mit den Maßnahmen laut den Vorgaben ausgestattet werden. Die verletzte Person konnte anschließend an das Rote Kreuz übergeben und in die Klinik gebracht werden. Für uns war der Einsatz damit leider noch nicht beendet. Die Einsatzmittel, das Fahrzeug, sogar die Kleidung der Retter musste aufwändig gereinigt werden.
Ein immens erhöhter Aufwand bei den Einsätzen im Sommer musste aufgrund der notwendigen Hygienerichtlinien in Kauf genommen werden.

Im August wurde die Bergrettung Leutasch vom Notarzthubschrauber C1 nachgefordert, da sich zwei Personen im Gipfelbereich der Hohen Munde aufhielten und den Abstieg selbstständig nicht vornehmen konnten. Eine Landung im Gipfelbereich war aufgrund der Nebelsituation nicht möglich. So wurde ein Bergungstrupp vom C1 zum Landeplatz Hochgries geflogen, von wo wir zum Gipfel aufstiegen. Weiters war unklar ob die Personen verletzt oder unverletzt waren, da eine Kontaktaufnahme nicht möglich war. Die völlig durchnässten Personen wurden am Gipfel erstversorgt und danach beim Abstieg zu Fuß begleitet. Die verwunderten „Bergsteiger“ wollten eigentlich mit dem Hubschrauber ins Tal gebracht werden. Nach Aufklärung, dass dies nicht möglich ist, begann der mühevolle Abstieg bis ins Hochgries, von wo wir dankenswerter Weise vor Einbruch der Dunkelheit vom Hubschrauber des Innenministeriums aufgenommen und zum Fußballplatz geflogen wurden.

Ende Oktober wurden wir von der Alpinpolizei verständigt, dass im Bereich der Hohen Munde Südseite schon seit längerem eine Person aus Pfaffenhofen vermisst wird. Wir führten gemeinsam mit den Ortsstellen Seefeld/Reith und Scharnitz und 11 Suchhunden der Suchhundestaffel der Bergrettung Tirol die Suche an der Ost- und Nordseite der Hohen Munde durch. Die Suche musste jedoch von uns und von den Bergrettungen Telfs und Mieming an der Südseite ergebnislos abgebrochen werden.
Leider konnte die vermisste Person 3 Tage später von einem Jäger im Südbereich nur noch Tod aufgefunden werden und wurde vom Hubschrauber des Innenministeriums geborgen.

Insgesamt wurden im Jahr 2020 bei 32 Einsätzen (160 Einsatzstunden) 23 Personen geborgen. Neben den vielen Einsätzen wurde heuer nur für den Ganghoferlauf der Rettungsdienst (ca. 500 Einsatzstunden) geleistet. Die normalerweise stattfindenden Sportveranstaltungen, wie Zugspitz Ultratrail, Ganghofertrail oder der Karwendelmarsch mussten aufgrund der derzeitigen Coronasituation abgesagt werden. Auch bei den diversen Festtagsumzügen konnten wir heuer nur mit kleinen Abordnungen teilnehmen.

Mitglieder und Ausbildung
Die Ortsstelle Leutasch hat derzeit einen Mitgliederstand von 34 Personen (4 Anwärter). Leider konnte heuer auch keine Jahreshauptversammlung nach Anweisung durch die Landesleitung der Bergrettung Tirol abgehalten werden. Wir hoffen die Ehrung der verdienten Mitglieder im nächsten Jahr nachholen zu können.

Aufgrund der heurigen Situation wurde auf den Kameradschaftsausflug verzichtet. Die zahlreichen abendlichen Übungen, die durch unseren Ausbildungsleiter Albert Neuner unter Einhaltung der Hygienerichtlinien der Bergrettung Tirol organisiert wurden, konnten zum Großteil durchgeführt werden. Die perfekt organisierte Tagesübung in das Schüsselkar, wo wiederum sämtliche Bergungsarten im felsigen Gelände geübt und wiederholt werden konnten, sowie die Kameradschaftstour auf den Öfelekopf trugen heuer wesentlich zur Kameradschaft bei.

Abschließend möchte ich mich herzlichst bei der Gemeinde Leutasch, allen Förderern und Gönnern für die Unterstützung sowie allen Kameraden und Kameradinnen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind bedanken.
Wir wünschen allen ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes neues und unfallfreies Jahr 2021!

Michael Strigl, Ortsstellenleiter
https://leutasch.bergrettung.tirol oder https://www.facebook.com/BergrettungLeutasch